Pferdeliebe - Sommerträume. Würzburg (Zebra) 2007.
enthält zwei Bücher:
Hee, Anja: Hitze, Staub und wilde Pferde.
Schütt, Christa: Ein Wunschpferd für Laura.
Hm, also der Titel - inklusive Titelbild - hat schon mal wenig bis gar nichts mit dem Buch zu tun und soll wohl nur die Sehnsucht der kleinen Käuferinnen wecken. Nun gut.
Im ersten Titel sind die "wilden Pferde" auch irgendwie sehr wenig prominent, es sei denn, man schafft es, sich in die Hauptperson Sandra hineinzusetzen. Die hat nämlich Angst vor Pferden und betrachtet alle als ziemlich wild, was sie so ziemlich zur ungünstigsten Person überhaupt macht, um auf eine texanische Ranch zu ziehen. In den Besitzer einer solchen hat sich nun aber dummerweise ihre Mutter, verwitwet, seit Sandra zwei Jahre alt ist, verliebt, und als sie mit ihm ein neues Leben beginnen möchte, muss Sandra wohl oder übel mitkommen.
Auch wenn Sandra dem älteren Leser nicht allzu sympathisch ist - spätestens, als er erfährt, dass ihre Mutter im Grunde genommen ihr gesamtes Privatleben aufgegeben hat, um ihrer Tochter jeden Wunsch zu erfüllen, wird klar, dass Sandra schon sehr verwöhnt ist -, so kann man sich dennoch in sie hineinversetzen. Sandra muss alles aufgeben, was ihr lieb und teuer war - ihre Schule, ihre Freundinnen, ihre erste große Liebe und - wie sie selbst anmerkt - sogar ihre Sprache.
Somit ist es erst einmal nicht weiter verwunderlich, dass sie bockig und trotzig reagiert und sich weder auf die Tiere noch auf ihre neue Stiefschwester Roxy einlassen möchte. Roxy wiederum schafft es nicht, hinter Sandras bockiger Fassade den tatsächlich vorhandenen Schmerz zu erkennen und schneidet sie - ganz besonders, als der Nachbarsjunge beginnt, mit ihr zu flirten, denn dem hat sie gerade erst den Laufpass gegeben, und noch hofft sie auf eine Versöhnung.
Dass Sandra am staubigen Texas doch noch Gefallen findet, verdankt sie dem kauzigen Mechaniker Hank, der ihr gegenüber Verständnis zeigt (auch wenn Sandra der Vergleich mit einem verloren gegangenen Kälbchen verständlicherweise nicht gefällt), Joey, der auf der Ranch arbeitet, und der sanften Stute Celina, die Bill ihr schenkt, nachdem sie - zunächst widerwillig und starr vor Angst - ihre ersten Reitstunden absolviert hat.
Nachdem Sandra bei einem eigenmächtigen Ausritt abgeworfen, verletzt und schließlich von Joey gefunden wird, sprechen sich die beiden aus, und es wird klar, dass beide mehr als nur Freundschaft füreinander empfinden.
Ich frage mich immer wieder, wieso es so viele Abwandlungen des "Mädchen hat Angst vor Pferden, die es überwindet"-Topos gibt, in einem Genre, dessen Leserinnen sich zum Großteil nichts Tolleres vorstellen können als Pferde. Spielt man hier mit dem Überlegenheitsgefühl ("Boah, die dumme Nuss sollte endlich...") oder der Fantasie der Leserinnen, die sich überlegen können, wieviel einfacher ihnen die geschilderte Situation fiele? Ich weiß es nicht, aber ich sollte mal beginnen zu sammeln, wie viele Bücher die Überwindung der Angst vor Pferden zum Thema haben.
Zweiter Band
In diesem Buch geht es um einen ungewöhnlichen Pferdetausch und ebenfalls das Thema Angst, allerdings in einem für kleine Reiterinnen sicher verständlicheren Rahmen: Laura reitet zwar regelmäßig in der Reitschule und liebt Pferde, aber vor dem Galopp hat sie nach einem Sturz Angst. Ihr Reitlehrer kennt sich in der Psyche seiner Schützlinge wenig aus - sie scheint ihm auch egal zu sein -, und so fällt es niemandem auf, dass Laura sich nur auf den ganz gemütlichen Schulpferden wohlfühlt. Sie ist glücklich, wenn sie auf dem als extrem faul geltenden Bombay ihre Runden ziehen darf und wechselt mit so manchem genervten Reiter.
Das funktioniert eigentlich ganz gut, bis Lauras Opa im Lotto gewinnt, stolz zum Stall zieht und seiner Enkelin ein wahres Prachtpferd kauft: Zar Nikolaus, einen wunderschönen, talentierten jungen Wallach. Auf Grund eines Missverständnisses nimmt Laura zunächst an, ihr Opa habe ihr Bombay geschenkt, und sie schwebt im siebten Himmel (was eigentlich ganz rührend ist, lehnt doch sogar ihre beste Freundin Lisa ihr Angebot, den langsamen Bombay ab und zu zu reiten, dankend ab) - umso tiefer fällt sie, als klar wird, dass sie den zwar im Grunde genommen anständigen, aber eben noch jungen Niko reiten soll. Der junge Bereiter Sascha bemerkt bald, was mit Laura los ist, und gemeinsam mit ihrem Opa und Lisa schmieden sie einen Plan, der letztlich zum vorübergehenden Tausch Nikos mit dem älteren, kreuzbraven Lehrpferd Queenie führt, deren Reiterin sich freut, dass sie mit Niko ihre Turnierambitionen verfolgen kann. Es wird Laura aber auch in Aussicht gestellt, dass sie ihren Niko zurücknehmen kann, wenn sie sich bereit dafür fühlt- Queenie sei eine gute Lehrmeisterin.
In der Geschichte geht es also darum, sich seinen Ängsten zu stellen, aber eben auch, sein Handeln an sie anzupassen, egal was andere denken.
Was ich schade finde - erst recht bei einem Buch von Christa Schütt! -, ist die Haltung der Pferde. Laura muss Queenies Vorbesitzerin versprechen, dass ihre Stute "mindestens vier Stunden" freien Auslauf bekommt. Sogar 6-7 könnten es werden, wird ihr gesagt (Zeit, die Niko übrigens oft nicht bekam).
Also, ich würde mein Pferd nicht weggeben, wenn es da 18 Stunden in der Box stehen darf. Und da immerhin auch mal ein Handy erwähnt wird (im Gegensatz zur ersten Geschichte, die eindeutig vor Skype- und Handyzeiten spielt, auch wenn das Internet Erwähnung findet), kann die Geschichte ja doch soo alt nicht sein.
Sonntag, 14. Februar 2016
Samstag, 13. Februar 2016
Amika-Reihe
Kautz, Gisela: Amika-Reihe.
Das hat Spaß gemacht! Auch wenn heute wahrscheinlich junge Reiter-Mädchen mit dem Namen "Fritz Ligges", der im letzten Band Friederike und ihre Stute Amika auf einem Lehrgang für die Deutschen Meisterschaften trainiert, nicht mehr viel anfangen können, so können sicher auch heutige Generationen mit Friederike Walden mitfiebern. Im Grunde genommen, macht Friederike das, was Wendy dadurch vorenthalten wird, dass sie ewig 15 ist: Sie wächst auf dem Hof eines bekannten Reiters und Züchters auf, bekommt von ihm ein eigenes Pferd geschenkt und trainiert mit ihm für Turniere, bis hin zum erfolgreichen Start bei den Deutschen Meisterschaften. Dabei stellen sich typische Fragen, die mit dem Älterwerden und der wachsenden Verantwortung fürs Pferd und sich selbst verknüpft sind: Soll ich meinem jungen, unerfahrenen Pferd einen gefährlich rutschigen Parcours zumuten, um eine wichtige Qualifikation zu schaffen? Soll ich nach der mittleren Reife abgehen, um eine Ausbildung zur Pferdewirtin zu beginnen, oder erst das Abitur machen? Wie gehe ich damit um, dass ich mich verliebt habe, wo ich doch in einer jungen Beziehung stecke?
All das wird aber nicht mit der Moralkeule verkündet, sondern ergibt sich einfach ganz ehrlich aus Friederikes Leben. Ohnehin gelingen Gisela Kautz ihre Charaktere - vom ehrgeizigen, aber gutmütigen Pferdetrainer Jupp, der psychologische Bücher wälzt, um seiner Friederike beizustehen, damit er eines Tages ebenso um die Welt reisen kann wie Charly, die Pferdepflegerin seines Chefs, über die Naturgewalt Armin Walden, der mitunter übersieht, dass seine Tochter keine Erwachsene ist und neben Reitturnieren auch noch Freizeit braucht, bis hin zu Stallkater Mohrle, der Friederikes Amika stest begleitet, wenn er nicht gerade vor einem Mauseloch Wache hält.
Und auch wenn die Haltung teilweise sehr zeitverhaftet ist - auf den Turnieren stehen die Pferde in Ständern, und Friederike holt ihr Pferd doch sehr häufig aus der Box statt von der Weide - , so klingt auch schon sehr fortschrittlich Kritik an, etwa als Amika vom kein Blatt vor den Mund nehmenden Tierarzt nach langer Krankheit als "verpimpelt" bezeichnet und "auf Kur" auf einen Gnadenhof geschickt wird, wo die Pferde doch glatt 24 Stunden draußen stehen und nur einen Unterstand und den Wald zum Unterstellen haben. Jupp und Friederike sind zunächst empört, doch Amika wird erst auf dem Gnadenhof wieder gesund.
Ansonsten muss Amika vom Gestütsbrand bis zur Entführung einiges überstehen, was man halt so in Pferdebüchern verarbeitet. Eine Zeit beim Zirkus ist auch dabei.
Trotzdem ist die ganze Reihe durchaus spannend, wozu sicher auch die lebensnahen Konflikte eine Rolle spielen, die Rieke für sich, aber nicht immer allein, lösen muss.
Das hat Spaß gemacht! Auch wenn heute wahrscheinlich junge Reiter-Mädchen mit dem Namen "Fritz Ligges", der im letzten Band Friederike und ihre Stute Amika auf einem Lehrgang für die Deutschen Meisterschaften trainiert, nicht mehr viel anfangen können, so können sicher auch heutige Generationen mit Friederike Walden mitfiebern. Im Grunde genommen, macht Friederike das, was Wendy dadurch vorenthalten wird, dass sie ewig 15 ist: Sie wächst auf dem Hof eines bekannten Reiters und Züchters auf, bekommt von ihm ein eigenes Pferd geschenkt und trainiert mit ihm für Turniere, bis hin zum erfolgreichen Start bei den Deutschen Meisterschaften. Dabei stellen sich typische Fragen, die mit dem Älterwerden und der wachsenden Verantwortung fürs Pferd und sich selbst verknüpft sind: Soll ich meinem jungen, unerfahrenen Pferd einen gefährlich rutschigen Parcours zumuten, um eine wichtige Qualifikation zu schaffen? Soll ich nach der mittleren Reife abgehen, um eine Ausbildung zur Pferdewirtin zu beginnen, oder erst das Abitur machen? Wie gehe ich damit um, dass ich mich verliebt habe, wo ich doch in einer jungen Beziehung stecke?
All das wird aber nicht mit der Moralkeule verkündet, sondern ergibt sich einfach ganz ehrlich aus Friederikes Leben. Ohnehin gelingen Gisela Kautz ihre Charaktere - vom ehrgeizigen, aber gutmütigen Pferdetrainer Jupp, der psychologische Bücher wälzt, um seiner Friederike beizustehen, damit er eines Tages ebenso um die Welt reisen kann wie Charly, die Pferdepflegerin seines Chefs, über die Naturgewalt Armin Walden, der mitunter übersieht, dass seine Tochter keine Erwachsene ist und neben Reitturnieren auch noch Freizeit braucht, bis hin zu Stallkater Mohrle, der Friederikes Amika stest begleitet, wenn er nicht gerade vor einem Mauseloch Wache hält.
Und auch wenn die Haltung teilweise sehr zeitverhaftet ist - auf den Turnieren stehen die Pferde in Ständern, und Friederike holt ihr Pferd doch sehr häufig aus der Box statt von der Weide - , so klingt auch schon sehr fortschrittlich Kritik an, etwa als Amika vom kein Blatt vor den Mund nehmenden Tierarzt nach langer Krankheit als "verpimpelt" bezeichnet und "auf Kur" auf einen Gnadenhof geschickt wird, wo die Pferde doch glatt 24 Stunden draußen stehen und nur einen Unterstand und den Wald zum Unterstellen haben. Jupp und Friederike sind zunächst empört, doch Amika wird erst auf dem Gnadenhof wieder gesund.
Ansonsten muss Amika vom Gestütsbrand bis zur Entführung einiges überstehen, was man halt so in Pferdebüchern verarbeitet. Eine Zeit beim Zirkus ist auch dabei.
Trotzdem ist die ganze Reihe durchaus spannend, wozu sicher auch die lebensnahen Konflikte eine Rolle spielen, die Rieke für sich, aber nicht immer allein, lösen muss.
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