Montag, 30. März 2015

Jimmie und sein Pony

Lippincott, Joseph Wharton: Jimmie und sein Pony. München: Franz Schneider 1966.
engl. Originaltitel: The Red Roan Pony.

Wer sein Buch so nennt, muss damit rechnen, dass Vergleiche zu Steinbecks Klassiker der Initiationsromane, Das Rote Pony, gezogen werden. Die große Überraschung ist: Lippincott muss sich mit diesem Buch nun wirklich nicht verstecken.
Auch in diesem Buch steht die besondere Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Pferd im Vordergrund: Jimmie ist erst zwölf Jahre alt, als er das wilde Ponyfohlen, Sohn eines entlaufenenen Zirkuspferdes und eines Wildhengstes, zum erstenmal sieht. Mit der unbekümmerten Art des Kindes schafft er es, sich auf seinen Rücken zu schwingen (das ist mein einziger Kritikpunkt am Buch, denn das Pony ist wirklich noch ein Fohlen!!). Von da an gehen die beiden gemeinsam durchs Leben. Jimmie gewinnt ein Rennen mit ihm und liebt ihn von Herzen. Doch als die kleine, kränkliche Bessy, die zur Erholung auf die Ranch kommt, durch seinen Rotfuchs kräftiger und glücklicher wird, beschließt Jimmie schweren Herzens, ihr das Pony zu überlassen.
So gelangt Reddy nach New York, wo er mit Bessy ein großes Turnier gewinnt, das sie ohne Sattel und Zaumzeug bestreitet, um alle von Reddys Gutmütigkeit und Intelligenz zu überzeugen. Auch Bessys Eltern sind froh, ist doch ihre Tochter durch das Pony endlich wieder glücklich und lebensfroh geworden.
Doch das Glück währt nicht lange; Bessys Bruder, stürmisch und leichtsinnig, übernimmt in Bessys Abwesenheit Reddys Pflege, bringt den kleinen Fuchs bei einem viel zu schweren Sprung völlig aus dem Gleichgewicht und stürzt schwer. Der verletzte Reddy verweigert sein Futter; nur Jimmie kann ihm noch helfen. Dieser reist sofort nach New York und pflegt sein Pony wieder gesund. Sein großes Herz zeigt sich, als er danach beginnt, Reddy für Bessy und Jack zu trainieren, damit ein solcher Unfall nicht noch einmal geschehen kann. Reddy wieder mitzunehmen, steht gar nicht zur Debatte. Dann reist er nach Wyoming zurück.
Leider sind inzwischen Pferdediebe auf Reddy aufmerksam geworden, da sein Bruder im Zirkus von sich reden macht. Als sie versuchen, Reddy zu stehlen, beweist der kleine Fuchs einmal mehr sein Kämpferherz: Er bekämpft die Diebe, flieht und überwindet eine viel zu hohe Mauer. Doch für die Flucht zahlt er einen hohen Preis: Reddy lahmt, und der Tierarzt meint, er werde nie mehr genesen.
In ihrer Not schickt die Familie Reddy erneut zu Jimmie.
Dieser erkennt, dass die Medizin alles getan hat, was in ihrer Macht stand, und nur noch die Natur Reddy heilen kann. So entlässt Jimmie den abgemagerten, lahmenden Fuchs in die Prärie Wyomings, in der Hoffnung, die Natur werde ihn heilen, und er werde eines Tages zurückkehren.

Cindys aufregender Pferdesommer

Slaughter Doty, Jean: Cindys aufregender Pferdesommer. Zürich: Müller-Rüschlikon 1985.
engl. Originaltitel: The Crumb.

Jean Slaughter Doty mag ich als Autorin mit jedem Buch, das ich von ihr lese, mehr leiden. In diesem geht es, wie auch in The Monday Horses, um  das Turnierwesen und seine Auswüchse. Dabei trifft die Kritik in diesem Buch noch mehr ins Herz, ist es doch Cindys Pony Sandy (im Original der namengebende Crumb), der auf Grund der Machenschaften eines Turnierprofis sterben muss.
Wie auch in den Monday Horses, steht auch hier ein "sauberer" Stall den unfeinen Praktiken entgegen. Dies ist der kleine Stall von Jan Ashford, in dem Cindy den Sommer über aushilft. Leider bedeutet dies, dass sie auch Alex Russell nicht aus dem Weg gehen kann: Der unsympathische und eher mäßig talentierte Turnierreiter hat nach einem Stallbrand einen Teil des Ashford-Stalles zur Verfügung gestellt bekommen, um seine Existenz wiederaufzubauen. Ein wesentlicher Teil dieses Planes ist dabei die Springkarriere des vielversprechenden Sparkie, der trotz Alex' mangelnden Talents jede Menge Preise gewinnt.
Sehr schnell ist Cindy klar, dass Alex nicht ganz koscher ist: Wer, wenn nicht er, hat den kleinen Schuppen auf dem Feld genutzt, in dem sie später eine Spritze findet? Was das allerdings bedeutet, wird ihr erst später klar. Als sie bei einem Turnier mithilft, beschließt sie, auch mit ihrem 18-jährigen Sandy bei einigen Prüfungen anzutreten. Sandy gewinnt eine wichtige Prüfung; da plötzlich das Turnier wegen eines Unwetters teilweise abgebrochen wird, kann er dadurch den Meistertitel der Ponys erringen.
Doch dies macht Cindy nicht blind gegen das, was sie am Rand des Parcours beobachtet: Wieso lahmt Sparkie nicht, obwohl er offenbar verletzt ist? Und überhaupt: Was ist los in der Pferdeszene, in der jeder weiß, dass Roger Hills "Ponys" oftmals das Maß für ihre Klassen überschreiten würden, wären sie nicht mit Schmerzmittel zugedröhnt, damit sie nicht über die viel zu kurz geschnittenen Hufe stolpern, aber niemand etwas unternimmt?
In der Nacht tobt der Sturm über den Stallungen. Als Jan und Cindy spät abends nach den Pferden sehen, ist Sparkie in seiner Außenbox außer sich, so dass die beiden den ruhigen Sandy in seine Box stellen. Als Sandy am nächsten Tag tot in seiner Box aufgefunden wird, durch offen liegende Stromleitungen getötet, kann Cindy trotz ihrer Wut und Trauer Zwei und Zwei zusammenzählen, spätestens als sie sieht, dass Sparkie nicht einmal zuckt, wenn sich Mücken über sein Bein hermachen, obwohl er überall sonst empfindlich reagiert.
Passt dies vielleicht zu ihrem Erlebnis mit dem heftigen Rappen im Jahr zuvor, den sie völlig unsachgemäß und gefährlich angebunden auf einem Turnierplatz vorfand, was seinen Pfleger aber nicht weiter interessierte, so dass der Rappe letztlich einen "Unfall" erlitt? Und zu der Geschichte, die ihr, außer sich, zwei kleine Reitschüler erzählten, nämlich wie das Turnierpferd, das kurze Zeit darauf an einer vermeintlichen Kolik einging, mit einer Forke im Bauch traktiert wurde?
Nach kurzem Nachdenken ist Cindy sicher: Es ist kein Zufall, dass die Leitungen freigelegt wurden - Alex wollte die Versicherungssumme für Sparkie kassieren, bevor jemand merkt, dass das Pferd für Springwettbewerbe untauglich ist. Gemeinsam mit Jan alarmiert Cindy die Kontrollinstanzen, die schnell herausfinden, dass bei Sparkie ein Nervenschnitt vorgenommen wurde, der ihn wertlos macht und seine Springkarriere beendet.
Da Alex auf Nimmerwiedersehen verschwindet, übernimmt Cindy Sparkie nach dessen offiziellem Abschied vom Turniersport, um mit ihm ausgedehnte Ausritte zu unternehmen.
Dadurch, dass am Ende Jans Erfolg beim Mächtigkeitsspringen (eine Mauer von 2,50m...) steht, auf den Cindy sehr stolz ist, gibt es nahezu etwas wie ein positives Ende: Die "Gute" ist erfolgreich, der "Böse" ist aus dem Weg geschafft, die Kontrollinstanzen griffen... dass aber Sparkie und Sandy die Leidtragenden waren, ebenso wie beispielhaft der Rappe und der Fuchs, der mit einer Heugabel umgebracht wurde, kann hoffentlich auch der optimistischste Leser, der die 2,50m ebenso wenig kritisch sieht wie Cindy, verdrängen.



Midnight

Waite, Judy: Midnight (Der Pferdezauberer, # 1). Bindlach: Löwe 2001.
engl. Originaltitel: Eclipse.
Dies ist das zweite Buch mit einem Helden aus dem fahrenden Volk, das ich innerhalb kurzer Zeit in die Hände bekam. Ich war gespannt. Würde dieser Titel mit  "Der Junge auf dem schwarzen Pferd" mithalten können?

Auch dieses Buch befasst sich neben der Pferdegeschichten mit Toleranz und dem Leben des fahrenden Volkes. Nicky, die Hauptperson, pflegte früher mit seinem Großvater gemeinsam mit Pferden zu handeln und diese zu reiten. Doch nachdem es zwischen seinem Großvater und seinem Vater zu einem Streit kam, muss Nicky auf die geliebten Pferde verzichten und mit seinem Vater fernab vom Großvater leben.
Da Nicky eine besondere Verbindung zu Pferden hat und das Reiten vermisst, schleicht er sich oftmals nachts von seinem Vater fort, um heimlich Pferde anderer Leute zu reiten.
So gerät er unter Verdacht, als in der Umgebung nachts Pferde gequält werden. Sogar Brenda, das einzige Mädchen an seiner Schule, für das Nicky sich ein bisschen interessiert, denkt, er habe damit zu tun, nachdem sie ihn nachts an einer Koppel erwischt, an der er sich eigentlich ein Pferd zum Reiten "ausleihen" wollte, auf der aber zuvor der Pferdequäler zugeschlagen hatte. Sein Vater hält ihm vor, dass Leute wie sie immer sofort unter Verdacht gerieten und er sich daher tadellos zu verhalten habe.
Ganz besonders schwer fällt es Nicky, sich von der Stute Midnight fernzuhalten, die dem arroganten Edward gehört, der es ohnehin auf ihn abgesehen hat. In seiner Verzweiflung schlägt sich Nicky zu seinem Großvater durch, indem er sich von Pferdekoppel zu Pferdekoppel begibt und sich dort Pferde für seinen Ritt ausleiht. Da Nicky eine besondere Gabe hat, erhalten die Besitzer ihre Pferde braver und freundlicher zurück, als sie vorher waren.
Nickys Großvater erklärt seinem Enkel, dass sein Vater sich Sorgen um ihn mache, ist doch seine Schwester, die Nickys Tante geworden wäre, als Jugendliche von einem Pferd getötet worden.
Mit diesem neuen Verständnis macht sich Nicky auf den Heimweg - und ertappt alsbald Edward auf frischer Tat auf Midnights Koppel. Auch Brenda, die nach Midnight sehen wollte, erkennt nun, dass Edward der Tierquäler ist. Sein Vater schickt seinen Sohn fort und erlaubt Brenda und auch Nicky, sich fortan um Midnight zu kümmern.

Die Geschichte wird gut und spannend erzählt, die Charaktere sind glaubwürdig - aber die Pferde gewinnen kein rechtes Eigenleben, weil dafür vor lauter Geschichtenerzählen keine Zeit bleibt. Letztlich verblasst auch Nicky im Vergleich mit Chavs Wut, seinen seelischen Wunden und seinem Hass auf die Gadjos - diese Geschichte ist deutlich zahmer und weniger tief.

Sonntag, 29. März 2015

Ulrikes Sprung nach vorn

Müller-Mees, Elke: Ulrikes Sprung nach vorn. Bindlach: Löwe 2001.
besteht aus: Ulrikes Sprung nach vorn und Zwischen Disco und Quadrille.

Hahahahaha. Lang leben die 80er! Wann sonst konnte man Begriffe wie "Gesichtsbaracke" ungestraft verwenden? Hier eine Kostprobe:

"Wen haben wir denn da? 'ne echte Ätz-Usche! Möchte bloß wissen, was unser Chrissie an dir findet. Aber vielleicht steht der ja auf Babyblut."
"Cool bleiben, Junge, total cool bleiben!" [...]
"Du machst am besten 'ne Biege", meinte Georgie. "Keine Weiber heute!"
"Wer sagt das?"
"Mando. Er ist der Boss."
(S. 193)

Ätz-Usche. Ernsthaft. Ebenso ernsthaft wie "Laschi", "'ne echt zombige Tante" und Sprüche wie "Mach hier bloß nicht den Tarzan, Schweinebauer!" und "Törn dich ab!"

Muss ich mehr sagen? Hm. Ulrike ist die beste Reiterin auf dem Schleusenhof, und dem gutaussehenden, reichen Michael, der immer im Sportflitzer auf den Hof kommt und an Pferden eigentlich wenig Interesse hat, passt das gar nicht, weshalb er mit unfairen Mitteln versucht, die Vereinsmeisterschaft zu gewinnen. Dazu gehört unter anderem, dass er Anstalten macht, Ulrike zu vergewaltigen, was erstaunlich wenig Folgen für das ganze Buch hat, obwohl die Sache nur durch das zufällige Auftauchen von Ulrikes Freundin Ditte (der "Ätz-Usche" von oben) vereitelt wird. Ulrike wird dadurch nur sauer und ist noch entschlossener zu gewinnen. Irgendwie wäre die Gewichtung der Ereignisse in einem heutigen Buch anders.
Natürlich gewinnt Ulrike auch, allerdings nicht auf Paleyka, ihrem Pflegepferd, da Michael die Stute vor dem Wettkampf verletzt. So tritt sie auf Imperator, dem Pferd des von ihr angehimmelten Reitlehrers, an. Da Pferde ohnehin als Persönlichkeiten keine Rolle spielen und mit einem Adjektiv beschrieben werden können (Paleyka: brav, Impi: temperamentvoll), klappt das, schließlich ist Ulrike eine hervorragende Reiterin.

Im zweiten Band geht es darum, dass das Schleusenhof-Team eine Quadrille zusammenstellt. Gestört wird das Training jedoch von einer ortsansässigen Rockerbande, die auch den Bauern im Ort ein Dorn im Auge ist, fahren die "Skunks" doch mit ihren Motorrädern mitten durch den Wald. So beschließen die jungen Reiter, die Rocker mit Stinkbomben (!!!) zu vertreiben. Das muss ja klappen, schließlich konnte die Polizei bisher nichts ausrichten... nun ja, kurz bevor die Rocker die Pferde und ihre Reiter plattmachen, taucht glücklicherweise die Polizei auf, die Chris, Dittes Freund, auf den Plan gerufen hat, denn Ditte hatte ihn vorgewarnt.
Der Reitlehrer ist zu Recht wütend auf seine jungen Reiter, die so verantwortungslos die Gesundheit der Pferde aufs Spiel gesetzt haben, aber immerhin gewinnt das Team eine Einladung ins Schauprogramm der Hansepferd, wenn auch nicht den Quadrillenwettbewerb. Das ist doch ein Trost!

Zwischendurch geht es um die typischen 80er-Themen: Naturschutz (einer der Jungs hat einen Teich angelegt, der durch Überdüngung umkippt), Binden versus Tampons beim Reiten (ja... ehrlich), Küsse, Rock'n Roll - meistens als "heiße Rhythmen" bezeichnet - und Eifersucht. In der Disco wird öfter mal "Lambada" gespielt, was dieses Buch noch exakter verortbar macht. Nicht dass "Ätz-Usche" den 2001-er-Kindern, die die Neuauflage lasen, nicht deutlich genug zeigen würde, dass dies nicht ihre Welt ist.

Dieses Buch ist fast schon wieder ein 70er-Buch: Pferd steht drauf, aber es geht eigentlich um ganz viel anderes.




Freitag, 6. März 2015

Steffi ist verliebt in ein Pferd

Völker, Regina: Steffi ist verliebt in ein Pferd. Göttingen: Fischer 1980.

Puh. Es kommen die 80er, und in den Pferdebüchern geht es endlich auch um Pferde!
Als Steffis Freundin Gaby die schöne Stute Rhapsodie bekommt, sind Steffi und ihre Tante, die zu dem Zeitpunkt wegen eines Auslandsaufenthalts der Eltern ihre Nichte versorgt, natürlich mit von der Partie. Und die junge Tante versteht Steffi sofort, als diese sich in Rhapsodies Fohlen verliebt, für das der Besitzer keinen Käufer findet, weshalb er es schlachten lassen möchte.
So kommt es, dass Robin Hood gemeinsam mit Rhapsodie auf Gabys Hof zieht und die beiden Mädchen eine herrliche Zeit mit ihren Pferden verbringen. Ob die Pferde es so toll finden, zu zweit auf dem Hof zu stehen, wird nicht gefragt -auch nicht als Robin Hood abgesetzt wird und dies allen Ernstes durchgeführt wird, indem man die Mutterstute in den nahegelegenen Reitstall bringt und ihn völlig allein auf dem Hof lässt, wo er sich die Seele aus dem Hals brüllt.

Steffis größeres Problem sind aber die Eltern: Als sie aus Indien zurückkehren, müssen sie erst einmal überredet werden, den kleinen Robin in die Familie aufzunehmen. Sie sind anfangs wenig begeistert, lassen sich aber überzeugen, allerdings nur unter der Bedingung, dass Steffi sich allein um den Junghengst kümmert. Steffi ist überglücklich - bis zu dem Tag, als Robin einen Unfall erleidet. Alle drei Stunden muss sich Steffi nun um den Verband ihres Fohlens kümmern. Während Gabys Mutter die Zeiten übernimmt, zu denen die Mädchen in der Schule sind, muss sich Steffi für die Nacht etwas überlegen. Den Spruch des Vaters im Ohr, die Pflege Robins obliege nur ihr, schleicht sie sich sechs Nächte lang aus dem Haus, um im Stall zu übernachten und den Verband anzufeuchten. Rechtzeitig vor dem Frühstück klettert sie mit einem Seil zurück in ihr Zimmer.
Am letzten Tag allerdings bricht das alste Fensterkreuz ab, Steffi stürzt, bricht sich das Handgelenk und fällt in Ohnmacht. Als Steffi im Krankenhaus versorgt wird, finden ihre Eltern von Gaby die Wahrheit heraus. Sie verstehen, dass sie mit ihrer Anweisung, Steffi müsse alles allein schaffen, zu weit gegangen sind und versprechen Steffi, sich während ihres Krankenhausaufenthalts um Robin zu kümmern. So kommen sich die Eltern und ihre Tochter näher, und alles kommt zu einem guten Ende.


Ein Pferd für Heike

Schönrock, Heidi: Ein Pferd für Heike. Hannover: Neuer Jugendschriften-Verlag 1971.

Ich bin ganz froh, dass ich nicht zu den betrogenen Kindern dieser Generation gehöre. Irgendwie steht auf etlichen Büchern dieser Zeit groß "Pferd" drauf, was aber drin ist, ist eine der üblichen "moralisch wertvollen" Jugendgeschichten der Zeit, in denen über ein paar Seiten mal ein Pony galoppiert. Hier ist es ähnlich.
Eigentlich geht es im Buch um die arme Heike und die reiche Gudrun (deren Bruder immerhin ein Pferd besitzt, die Stute Blanca). Heike rettet Gudrun das Leben, als diese beim Eislaufen einbricht, und so werden  die beiden Mädchen Freundinnen. Ist schon bedauerlich, dass das nicht ohne Lebensrettungsaktionen möglich war, aber nun gut. Offenbar wollte die Autorin uns sagen, dass arme und reiche Kinder befreundet sein können und wieviel in armen Menschen stecken kann.
Heike kann nämlich irgendwie alles: Sie ist nicht nur die schnellste Eisläuferin, sondern auch ein Naturtalent im Reiten. So beschließt Gudruns älterer Bruder, ihr Unterricht zu geben, damit sie sich um seine Stute Blanca kümmern kann, wenn er ins Ausland geht.
Gudrun beschließt irgendwann spontan, dass sie auch ein Pferd haben möchte, und bekommt dieses natürlich auch. Interessanterweise ist bei diesem durch eine Zirkusvorstellung gewecktem Wunsch von Verantwortung wenig die Rede, obwohl sonst höchst wichtige moralische Fragen, etwa die, ob man der Nachbarin sagen darf, wer ihre Kirschen geklaut hat, wenn man selbst fälschlicherweise unter Verdacht steht, in epischer Breite geschildert werden.
Wichtiger als Blanca ist in diesem Buch sogar Fräulein Greif, die Tochter des Dorfschullehrers, die den Mädchen Handarbeit und Pflichtbewusstsein nahebringt und nebenher beim Badeausflug im Bikini die Bewunderung aller Mädchen auf sich zieht (denn man kann modern und schick und trotzdem PFLICHTBEWUSST sein!! - Holzhammer- ).
Letztlich beschließt Heikes Mutter umzuziehen, so dass Heike Blanca nicht einmal mehr bis zum Ende des Auslandsaufenthalts versorgen kann. Besonders bekümmern tut sie das allerdings nicht, denn immerhin bekommt sie ja nach dem Umzug ein eigenes Zimmer.
Als ihr klar wird, dass sie auch ihre Freundin Gudrun verlassen muss, weist ihre Mutter sie auf das hin, was der Autorin wirklich wichtig ist: Pflichtbewusstsein: "Es ist eine Prüfung, bestehe sie gut!"
Hätte man die Pferde aus der Geschichte herausgekürzt, wären etwa 10 Seiten weniger darin, aber die Geschichte hätte Bestand. Würde man jedes Ereignis kürzen, auf dem in großen, moralinsauren Buchstaben "PFLICHTBEWUSSTSEIN" steht, hätte man noch ein nettes Kapitel über ein Pferderennen in der Hand.
Man hat die Kinder damals ganz schön gelinkt.


Wirbel um die Ponytruppe

Christine Pullein Thompson: Wirbel um die Ponytruppe. Köln: Schwager & Steinlein. o. J.

Englischer Originaltitel: vermutlich Pony Patrol Fights Back.

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch für mich, wie etliche der Pullein-Thompson-Bücher, vor allem Christines (etwa "Pferdehof zum Schwarzen Pony"), viel zu aufregend gewesen wäre.
Als nämlich die "Ponytruppe", mehrere jugendliche Freunde auf ihren Ponys und Pferden, beschließt, der Einbrecherbande, die derzeit in ihrer Region ihr Unwesen treibt, die Suppe zu versalzen und die Häuse aller verreisten Anwohner zu überwachen, verstehen diese keinen Spaß, und ausgerechnet Williams liebes älteres Pferd Boxer wird schwer verletzt. Die Einbrecher versuchen auch, die Kälbchen des Bauernhofes, der Williams Eltern gehört, zu vergiften.

Selbstverständlich wendet sich doch noch alles zum Guten: Bei einem Einbruch überwältigt die Ponybande die Einbrecher, Boxer wird wieder gesund, die Ponytruppe war wieder einmal erfolgreich - nur ein wenig kommen bei William doch Zweifel auf: War es das wirklich wert? Durfte er das Leben seines Pferdes so gefährden?

Ich denke, ich hätte da als Kind viel zu sehr mit dem braven Wallach gebangt, um mich noch irgendwie auf die Story zu konzentrieren. Außerdem ist die "Überwältigung" der offensichtlich ja höchst gewaltbereiten Einbrecherbande durch ein paar Jugendliche nur in Maßen realistisch.
Das deutsche Titelbild begeistert mich auch nicht gerade; die übergewichtige Frau vorn sieht nun wirklich nicht mehr aus, als gehöre sie in die jugendliche Ponytruppe.

Lissy


Nuja


Hurra, wir erben Pferde

Irgendwie klingt das schon ziemlich pietätslos, oder?