Montag, 30. März 2015

Cindys aufregender Pferdesommer

Slaughter Doty, Jean: Cindys aufregender Pferdesommer. Zürich: Müller-Rüschlikon 1985.
engl. Originaltitel: The Crumb.

Jean Slaughter Doty mag ich als Autorin mit jedem Buch, das ich von ihr lese, mehr leiden. In diesem geht es, wie auch in The Monday Horses, um  das Turnierwesen und seine Auswüchse. Dabei trifft die Kritik in diesem Buch noch mehr ins Herz, ist es doch Cindys Pony Sandy (im Original der namengebende Crumb), der auf Grund der Machenschaften eines Turnierprofis sterben muss.
Wie auch in den Monday Horses, steht auch hier ein "sauberer" Stall den unfeinen Praktiken entgegen. Dies ist der kleine Stall von Jan Ashford, in dem Cindy den Sommer über aushilft. Leider bedeutet dies, dass sie auch Alex Russell nicht aus dem Weg gehen kann: Der unsympathische und eher mäßig talentierte Turnierreiter hat nach einem Stallbrand einen Teil des Ashford-Stalles zur Verfügung gestellt bekommen, um seine Existenz wiederaufzubauen. Ein wesentlicher Teil dieses Planes ist dabei die Springkarriere des vielversprechenden Sparkie, der trotz Alex' mangelnden Talents jede Menge Preise gewinnt.
Sehr schnell ist Cindy klar, dass Alex nicht ganz koscher ist: Wer, wenn nicht er, hat den kleinen Schuppen auf dem Feld genutzt, in dem sie später eine Spritze findet? Was das allerdings bedeutet, wird ihr erst später klar. Als sie bei einem Turnier mithilft, beschließt sie, auch mit ihrem 18-jährigen Sandy bei einigen Prüfungen anzutreten. Sandy gewinnt eine wichtige Prüfung; da plötzlich das Turnier wegen eines Unwetters teilweise abgebrochen wird, kann er dadurch den Meistertitel der Ponys erringen.
Doch dies macht Cindy nicht blind gegen das, was sie am Rand des Parcours beobachtet: Wieso lahmt Sparkie nicht, obwohl er offenbar verletzt ist? Und überhaupt: Was ist los in der Pferdeszene, in der jeder weiß, dass Roger Hills "Ponys" oftmals das Maß für ihre Klassen überschreiten würden, wären sie nicht mit Schmerzmittel zugedröhnt, damit sie nicht über die viel zu kurz geschnittenen Hufe stolpern, aber niemand etwas unternimmt?
In der Nacht tobt der Sturm über den Stallungen. Als Jan und Cindy spät abends nach den Pferden sehen, ist Sparkie in seiner Außenbox außer sich, so dass die beiden den ruhigen Sandy in seine Box stellen. Als Sandy am nächsten Tag tot in seiner Box aufgefunden wird, durch offen liegende Stromleitungen getötet, kann Cindy trotz ihrer Wut und Trauer Zwei und Zwei zusammenzählen, spätestens als sie sieht, dass Sparkie nicht einmal zuckt, wenn sich Mücken über sein Bein hermachen, obwohl er überall sonst empfindlich reagiert.
Passt dies vielleicht zu ihrem Erlebnis mit dem heftigen Rappen im Jahr zuvor, den sie völlig unsachgemäß und gefährlich angebunden auf einem Turnierplatz vorfand, was seinen Pfleger aber nicht weiter interessierte, so dass der Rappe letztlich einen "Unfall" erlitt? Und zu der Geschichte, die ihr, außer sich, zwei kleine Reitschüler erzählten, nämlich wie das Turnierpferd, das kurze Zeit darauf an einer vermeintlichen Kolik einging, mit einer Forke im Bauch traktiert wurde?
Nach kurzem Nachdenken ist Cindy sicher: Es ist kein Zufall, dass die Leitungen freigelegt wurden - Alex wollte die Versicherungssumme für Sparkie kassieren, bevor jemand merkt, dass das Pferd für Springwettbewerbe untauglich ist. Gemeinsam mit Jan alarmiert Cindy die Kontrollinstanzen, die schnell herausfinden, dass bei Sparkie ein Nervenschnitt vorgenommen wurde, der ihn wertlos macht und seine Springkarriere beendet.
Da Alex auf Nimmerwiedersehen verschwindet, übernimmt Cindy Sparkie nach dessen offiziellem Abschied vom Turniersport, um mit ihm ausgedehnte Ausritte zu unternehmen.
Dadurch, dass am Ende Jans Erfolg beim Mächtigkeitsspringen (eine Mauer von 2,50m...) steht, auf den Cindy sehr stolz ist, gibt es nahezu etwas wie ein positives Ende: Die "Gute" ist erfolgreich, der "Böse" ist aus dem Weg geschafft, die Kontrollinstanzen griffen... dass aber Sparkie und Sandy die Leidtragenden waren, ebenso wie beispielhaft der Rappe und der Fuchs, der mit einer Heugabel umgebracht wurde, kann hoffentlich auch der optimistischste Leser, der die 2,50m ebenso wenig kritisch sieht wie Cindy, verdrängen.



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