Waite, Judy: Midnight (Der Pferdezauberer, # 1). Bindlach: Löwe 2001.
engl. Originaltitel: Eclipse.
Dies ist das zweite Buch mit einem Helden aus dem fahrenden Volk, das ich innerhalb kurzer Zeit in die Hände bekam. Ich war gespannt. Würde dieser Titel mit "Der Junge auf dem schwarzen Pferd" mithalten können?
Auch dieses Buch befasst sich neben der Pferdegeschichten mit Toleranz und dem Leben des fahrenden Volkes. Nicky, die Hauptperson, pflegte früher mit seinem Großvater gemeinsam mit Pferden zu handeln und diese zu reiten. Doch nachdem es zwischen seinem Großvater und seinem Vater zu einem Streit kam, muss Nicky auf die geliebten Pferde verzichten und mit seinem Vater fernab vom Großvater leben.
Da Nicky eine besondere Verbindung zu Pferden hat und das Reiten vermisst, schleicht er sich oftmals nachts von seinem Vater fort, um heimlich Pferde anderer Leute zu reiten.
So gerät er unter Verdacht, als in der Umgebung nachts Pferde gequält werden. Sogar Brenda, das einzige Mädchen an seiner Schule, für das Nicky sich ein bisschen interessiert, denkt, er habe damit zu tun, nachdem sie ihn nachts an einer Koppel erwischt, an der er sich eigentlich ein Pferd zum Reiten "ausleihen" wollte, auf der aber zuvor der Pferdequäler zugeschlagen hatte. Sein Vater hält ihm vor, dass Leute wie sie immer sofort unter Verdacht gerieten und er sich daher tadellos zu verhalten habe.
Ganz besonders schwer fällt es Nicky, sich von der Stute Midnight fernzuhalten, die dem arroganten Edward gehört, der es ohnehin auf ihn abgesehen hat. In seiner Verzweiflung schlägt sich Nicky zu seinem Großvater durch, indem er sich von Pferdekoppel zu Pferdekoppel begibt und sich dort Pferde für seinen Ritt ausleiht. Da Nicky eine besondere Gabe hat, erhalten die Besitzer ihre Pferde braver und freundlicher zurück, als sie vorher waren.
Nickys Großvater erklärt seinem Enkel, dass sein Vater sich Sorgen um ihn mache, ist doch seine Schwester, die Nickys Tante geworden wäre, als Jugendliche von einem Pferd getötet worden.
Mit diesem neuen Verständnis macht sich Nicky auf den Heimweg - und ertappt alsbald Edward auf frischer Tat auf Midnights Koppel. Auch Brenda, die nach Midnight sehen wollte, erkennt nun, dass Edward der Tierquäler ist. Sein Vater schickt seinen Sohn fort und erlaubt Brenda und auch Nicky, sich fortan um Midnight zu kümmern.
Die Geschichte wird gut und spannend erzählt, die Charaktere sind glaubwürdig - aber die Pferde gewinnen kein rechtes Eigenleben, weil dafür vor lauter Geschichtenerzählen keine Zeit bleibt. Letztlich verblasst auch Nicky im Vergleich mit Chavs Wut, seinen seelischen Wunden und seinem Hass auf die Gadjos - diese Geschichte ist deutlich zahmer und weniger tief.
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