Walker, Diana: Zum Glück gehört ein Pferd. Stuttgart (Franckh'sche Verlagsbuchhandlung) 1989.
Enthält die zwei Einzelbände Das Glück heißt Pferd und Ein Pferd spielt Schicksal.
engl. Originaltitel: The Year of the Horse / Mother Wants a Horse.
Auch wenn das Buch etwas langsam begann, hat es Spaß gemacht, diese Bände zu lesen, und dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen werden Themen wie Verantwortung und Erwachsenwerden ganz selbstverständlich und ohne erhobenen Zeigefinger mitbehandelt, zum anderen ist eine gehörige Portion Humor dabei, und außerdem ist Joannas Familie einfach liebenswert.
Anfangs kann Joanna selbst das kaum finden: Ihr Vater ist Buchautor und reist immer viel umher, so dass die Familie selten lang an einem Ort ist. Zum Glück ist die Oma auf dem Lande sesshaft und nimmt Joanna, ihre ältere Schwester Margaret und ihre kleinen Brüder in den Ferien auf, als die Eltern durch Indien reisen.
Dabei kommt die Familie erstmals in Kontakt mit Pferden: Der alte Nachbar Mr Archer hält nämlich noch ein Pferd, die Stute Pferd, und Joannas Brüder kümmern sich mit Feuereifer um sie, erst recht, als Mr Archer ins Krankenhaus kommt. Als Joanna ihren schmucken jungen Nachbarn John Holmes hoch zu Ross auf seinem Turnierpferd erblickt, erwacht auch bei Joanna das Interesse an Pferden. Pferd ist aber auch eine besonders liebenswerte Vertreterin ihrer Art. Leider sieht das Mr Archers Neffe nicht: Er möchte Pferd verkaufen, während Mr Archer im Krankenhaus liegt! Die Jungs und Joanna sind sicher, dass das nicht in Mr Archers Interesse sein kann und schmieden einen verwegenen Plan, um Pferd vor ihm zu verstecken. Dafür benötigen sie Johns Hilfe, und so lernt Joanna, dass auch auf dem großen, reichen Nachbargut nicht alles traumhaft schön ist, steht doch John unter enormem Erfolgsdruck, da für seinen Vater nur Siege zählen.
In diesem Sommer passiert so einiges: Die Jungs und Joanna arbeiten gemeinsam, um Pferds Unterhalt zu zahlen, John lernt durch Joanna zu erkennen, dass er seinen eigenen Weg gehen muss, und Joanna stellt fest, wieviel Freude ihr die Pferde bringen, und nimmt bald Johns Platz als Turnierreiterin auf Gut Holmwood ein. Aber auch die Versöhnung von Vater und Sohn gelingt Joannas schrulliger Familie. Dass John und Joanna zarte Bande knüpfen, ist fast schon selbstverständlich.
Das Schönste aber ist, dass die Familie, die sich schon recht ans Landleben gewöhnt hat, bleiben wird: Großmutter verliebt sich nämlich in Mr Archer, und da die beiden auf dessen Farm ziehen werden, steht ihr Haus leer - gerade rechtzeitig, da nämlich Pferd ein Fohlen erwartet und die Familie sich nichts sehnlicher wünscht, als den Nachwuchs zu behalten.
Wie Pferd der Zweite dann ausgerechnet während der Hochzeitszeremonie von Großmutter und Mr Archer geboren wird, wie die beiden Alten ihre Schwüre nur so herunterrasseln, Großmama dem Pastor mit den Worten "Wir haben's sehr eilig! Das Baby ist fällig!" einen Schock versetzt und dann die ganze Gesellschaft "mehr wie ein Autorennclub als eine Hochzeitsgesellschaft" die Landstraße herunterrast, ist eine narrative Meisterleistung, die zu lesen richtig Spaß macht.
Der zweite Band beginnt ernster. Joanna ist in Englisch durchgefallen, weil ihr Hauptaugenmerk auf der Reiterei liegt. Als sie erfährt, dass sie am Samstagvormittag, wenn sie auf Gut Holmes einen Nebenjob hat, Englisch-Nachhilfe nehmen muss, brennen bei ihr die Sicherungen durch: Sie sattelt den Hunter Othello und jagt mit ihm verbotenerweise durchs Gelände. Dabei hat sie einen Reitunfall, und sie wird über Monate hinaus nicht reiten dürfen. Wie Joanna erst ihren Vater, dann eigentlich die ganze Welt zu Schuldigen daran erklärt, dass sie dieses Jahr nicht an der Royal Horse Show teilnehmen kann, auf die sie schon so lange hinarbeitet, und ihr letztlich durch ihren Reitlehrer Jim, ihre Nachhilfelehrerin und ihre Familie der Kopf geradegerückt wird, ist lesenswert.
Joanna wäre nicht Joanna (und in ihr steckt auch eine gehörige Portion Jinny!), wenn sie nicht bald ein neues Projekt hätte: Auf Gut Holmwood möchte sie eine Reitschule aufmachen, nicht zuletzt wegen der Töchter ihrer Nachhilfelehrerin Mrs Williams, die sie inzwischen gern mag.
Die Schule ist ein voller Erfolg. Auch Mrs Williams und ihre Töchter nehmen Stunden. Bald zeigt sich, dass Mrs Williams und den Wallach Othello eine besondere Partnerschaft verbindet. Doch als der schöne Wallach verkauft werden soll, beginnt alles schiefzugehen: Mrs Williams, überzeugt, dass sie sich den Wallch wird zusammensparen können, nimmt so viele Jobs an, dass sie ihre Töchter vernachlässigt. Anfangs glauben Joanna und ihre Brüder, dass sie Mrs Williams helfen, wenn sie auch Geld verdienen und das beisteuern, aber bald wird ihnen klar, dass Mrs Williams trotz ihrer unbestreitbaren Energie auch den Unterhalt Othellos nach dem Kauf kaum wird bestreiten können. Trotz aller Widrigkeiten versucht Joannas Familie in ihrer eigenen Art, Mrs Williams zu helfen. Da Margarets schwärmerischer Einfall, Mr Holmes müsse sich nur in Mrs Williams verlieben, nicht in die Tat umzusetzen ist, schreibt sie ein Bühnenstück (eben jenes "Mother Wants a Horse", nach dem das Buch benannt ist), dessen Eintrittsgelder in den Kauf Othellos fließen sollen. Das Stück ist zwar ein voller Erfolg, aber dummerweise bricht während der Vorführung die Bühne zusammen, Joannas Brüder und Mrs Williams müssen aus den Trümmern geborgen werden, und weitere Vorführungen werden abgesagt.
Mr Holmes erweist sich als Retter: Nachdem er die ganze Geschichte gehört hat, meint er, es wäre ja auch kein Problem, Othello für die Reitschule zu behalten und ihn nicht zu verkaufen. Und dann.. ja, dann scheint Margarets Plan doch noch aufzugehen, denn Mr Holmes und Mrs Williams gehen nun miteinander aus...
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