Rehbinder, Maj: Bess bekommt ein Pony. München / Wien (Franz Schneider) 1973.
Rehbinder, Maj: Bess siegt auf ihrem Pony. München / Wien (Franz Schneider) 1974.
Wie so viele aus dem Schwedischen übersetzten Bücher, so sind auch diese schöne, nicht immer realistische Pferdegeschichten, in denen am Ende alles gut geht - genau das, was ich als Kind mochte (und immer noch mag). Schön ist, dass es beständig um tatsächliche Pferde geht, mit Charaktereigenschaften und echter Persönlichkeit.
Hier finde ich allerdings den zweiten Band um Längen schöner, überzeugender und auch von der Botschaft dahinter gelungener.
Band 1:
Bess ist zehn Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder auf einem Bauernhof. Somit ist es nicht ganz verwunderlich, dass die Eltern der pferdebegeisterten Bess ein Pony kaufen möchten, da sie außer ihrem Bruder keine Spielkameraden hat. Während eines Urlaubs auf der Insel Gotland finden sie Botvid, der verwirrenderweise durchgehend als "Russenpony" bezeichnet wird - ob das eine missglückte Übersetzung des Wortes "Skogsruss" ist, was eigentlich nichts weiter als ein Gotlandpony ist?
Botvid ist erst zwei Jahre alt, als er gekauft wird, aber er wird nicht sofort nach Gärdesta geliefert - nehmen wir zu Gunsten des Buches einmal an, dass er zu dem Zeitpunkt wenigstens drei ist! Bess' Mutter, offenbar eine erfahrene Reiterin, bekommt zeitgleich ein Pferd, eine Vollblutstute, und die beiden trainieren gemeinsam. Am Ende startet Bess bei den Reiterspielen in Stockholm, weil Botvid sich als Dressurwunder und Bess als Naturtalent entpuppt.
Schade ist, dass die Mühen, die davor stehen, höchstens kurz angedeutet werden und ansonsten mit Kunstgriffen wie "Es dauerte lange, bis Botvid seinen Widerstand aufgab. Erst nach monatelanger, harter Arbeit begann er endlich, sein Bestes zu geben" (S. 81) übersprungen werden. Es wäre doch eigentlich viel spannender zu sehen, wie Bess den Widerstand des Ponys überwindet und mit Rückschlägen umgeht, aber hier wird einfach vorgespult, um zum Triumph am Ende zu kommen.
Kopfschütteln löste bei mir auch das sofortige Verzeihen der Widersacherin aus, die noch kurz vorm Start einen Stein in Botvids Huf drückt und einen Nagel unter seine Satteldecke steckt - Bess stürzt und startet letztlich mit einem Muskelriss und nach einer schmerzstillenden Spritze.
Dass Madeleine damit letztlich Botvids und Bess' Gesundheit aufs Spiel gesetzt hat, wird hier aber sehr, sehr schnell vergessen und verziehen.
Irgendwie hinterließ das doch einen schalen Nachgeschmack.
Band 2:
Bess möchte zu ihren Verwandten reiten, um mit ihnen gemeinsam an einem Turnier teilzunehmen. Botvid zeigt ihr jedoch sehr schnell, dass er kein Automat ist - er scheut, Bess stürzt, und sie kommen verspätet an.
Im Laufe des Buches zeigt sich, dass auch die inzwischen erfolgverwöhnte Bess nur ein Mensch ist - nachdem sie einen schweren Sturz beobachtet hat, fürchtet sie sich nun vorm Springen. Im Grunde genommen ist es der Sturkopf ihres Ponys, der ihr hilft, ihren eigenen zu beweisen und so ihre Angst vorm Springen zu verlieren.
Danach wird geschildert, wie sich Bess zunehmend besser mit ihren Cousins und Cousinen versteht, mit ihnen auf einen Mitternachtsritt geht und fürs Springen trainiert. Letztlich nehmen sie alle gemeinsam erfolgreich am Turnier teil.
Einziger Wehmutstropfen ist das Verladen von Matthäus, einem der Pferde der Verwandten: Schon zuvor wird geschildert, dass er sich beim letzten Transport verletzt hat und er sich nun - zu Recht, möchte man sagen - vorm Hänger fürchtet. Ihn dann mit einem plötzlichen Schlag aufs Hinterteil auf den Hänger zu bugsieren, scheint mir eher kontraproduktiv.
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