Lorentzen, Karin: Windsbraut, mein weißes Pferd. München (Franz Schneider) 1989.
Lorentzen, Karin: Windsbraut und ihr Fohlen. München (Franz Schneider) 1991.
aus dem Norwegischen.
Es passiert selten, dass ich zwei Bücher aus derselben Reihe komplett unterschiedlich bewerte, aber hier ist es der Fall. Das lässt sich auch einfach begründen: Der erste Band ist ein ebenso schönes wie realistisches Pferdebuch, und der zweite Band ist von Inhalt und Sprachstil her eine Liebesschnulze, in der auch Pferde auftauchen. Ich habe ja gar nichts gegen etwas Romantik in Pferdebüchern, nur wenn sie sich auf das in blumiger Sprache dargestellte Schmachten nach einem Jungen beschränkt, der die meiste Zeit nicht da ist und mit einem anderen Mädchen zusammen ist, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Schade finde ich es obendrein, denn der erste Band gefiel mir wirklich sehr gut.
Band 1:
Silje reitet schon seit Jahren, als sie die Schimmelstute Windsbraut bekommt. Mit Bendik, dem Reitlehrer, hat sie einen verlässlichen Trainer an der Seite, mit Stallarbeit ist sie von Kindheit an vertraut, und Reitergene hat sie obendrein, da ihre Großmutter auch schon auf Gut Ekely aufwuchs, auf dem nun Silje mit ihrem Vater wohnt.
Doch Windsbraut ist eigensinnig, strotzt nur so vor Kraft und nimmt Silje im Sattel kaum ernst, vor allem nicht im Springparcours. Außerdem ist die Stute sehr launisch; in einem Moment brav und vertrauensvoll und im nächsten zickig. Silje ist oft verzweifelt. Es dauert Monate, bis sie begreift, dass die Stute tragend ist (übrigens von einem Shettyhengst...). Der Tierarzt stellt fest, dass das Fohlen unterentwickelt sei und Komplikationen zu befürchten seien, so dass die Geburt künstlich zu früh eingeleitet wird.
Windsbraut sucht das verstorbene Fohlen nicht einmal, muss nun aber geschont werden, und Silje geht mit ihr auf lange Spaziergänge, die das Vertrauen zwischen ihr und der Stute aufbauen.
Als Windsbraut wieder geritten werden darf, sind die beiden ein eingespieltes Team, und sie nehmen erfolgreich an einem Turnier teil.
Der eigentliche Erfolg, das wird klar, ist nicht der fehlerfrei durchrittene Parcours, sondern die Tatsache, dass Windsbraut nun völlig kontrolliert springt und sich von Silje jederzeit zurücknehmen lässt. Dies erweist sich auch am Ende des Buches als wichtig, als die Stute verletzt auf der Sommerweise steht und sich von Bendik und dem Pferdewirt Arne nicht fangen lässt, zu Silje aber freiwillig kommt.
Also im Grunde genommen ein recht frühes Buch über den Wert vertrauensbildender Bodenarbeit ;-).
Der zweite Band läuft etwa so ab:
MARIUS. Ach, Marius. Oh, Marius - weißt du, wie sehr ich mich nach dir sehne?
Abiturprüfungen - prima, da kommt dann ja Marius, um unser Abiturauto zu reparieren.
Ach, Marius, bei unseren Ausritten bilde ich mir eben ein, du seist dabei.
Mayo, das Lehrpferd Siljes vor Windsbrauts Zeiten, wird vom Nachbarhund angegriffen und stirbt an einer Blutvergiftung.
Marius, bist du wohl noch mit Merete zusammen?
Ist auch egal, wir können trotzdem miteinander schlafen.
Oh Mist, Marius ist dann wohl doch mit Merete zusammen.
Windsbrauts Sohn Moonlight wird verkauft, in gute Hände. Tja, so ist das Leben, man geht seiner Wege. Es geht uns ja doch ganz gut.
-Ende-
Kurz, die Pferdegeschichten wirken hier nur in die Marius-Schmachtereien eingefügt. Witzigerweise sagt der Klappentext, dass Silje nun "erwachsen geworden" sei - komisch, mir kam sie im ersten Band, in dem Jungen übrigens auch erwähnt wurden, sogar Marius, deutlich reifer, pflichtbewusster und zielstrebiger vor, und auch weniger verträumt.
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