Donnerstag, 17. Juli 2014

Pferde, unsere besten Freunde

Inge von Groll-Dillenburger: Ein Pony müßt' man haben. Hamburg (Xenos) 1978.
Inge von Groll-Dillenburger: Pferde, unsere besten Freunde. München / Wien (Franz Schneider) 1977.

Das erste Buch enthält die Einzelbände
Ein Stall für unser Pony
Eins + eins = Vier
Zum Kuckuck mit den Ponys.

Das zweite Buch (Pferde, unsere besten Freunde) ist dabei mit Eins + eins = Vier identisch. 


Genau wie das Titelbild des Schneider-Buches vermuten lässt, handelt es sich um schöne, eher harmonische Familiengeschichten mit Ponys.
Außergewöhnlich ist, dass in diesem Buch, das immerhin von einer Familie handelt, in der es drei Mädchen und einen Jungen gibt (bis später Zwillinge geboren werden), die Stimme des Erzählers ausgerechnet dem Jungen zufällt. Andreas erzählt schwungvoll vom Leben mit seinen drei Schwestern und der Ponystute Benta, wobei er nicht verschweigt, dass sein Interesse am Pony eher dadurch hervorgerufen wurde, dass sein Schwarm Brigitte ebenfalls reitet.

Ein Stall für unser Pony

Der erste Band erzählt ganz klassisch die Geschichte davon, wie die Familie zum Pferd bzw. zum Pony kam. Nun ist das im Grunde genommen nicht sehr überraschend, gibt es doch drei Mädchen in der Familie - und die sind von Ponys begeistert, nachdem sie die Ferien auf einem Ponyhof verbringen durften. Als Figur interessanter ist aber die Mutter, die sich mit allem Elan der Ponysuche widmet, weil die Freude der Mädchen am Reiten sie einfach sofort handeln lässt.
Das Problem ist hier also einmal nicht die strenge Familie (denn den Vater hat die Mutter wohl im Griff, der Gute kann sich sogar selbst Essen machen), sondern der Platz - Andreas' Familie lebt zwar in einem eher idyllischen Dorf im Süden Deutschlands, aber als "Zugezogene" haben sie einen schweren Stand. Hinzu kommt, dass die meisten Bauern die Pferdehaltung aufgegeben haben.
Eigentlich kommt nur der alte "Kronenwirt" in Frage, um die von der Mutter bereits ausgesuchte Schimmelstute Benta unterzubringen.
Als sie dort aber fragen, begegnet der Bauer ihnen geradezu feindselig (die Begegnung ist übrigens fast ein bitter-heiteres Lehrstück in bäuerlichen Eigenheiten, mit schwäbischen Einsprengseln): Gerade erst musste er die Landwirtschaft aufgeben, er ist krank, und sein einziger Sohn Bernd möchte nicht Bauer werden. Das ältere Bauernpaar sieht sich mit dem Ende seines bisherigen Lebens konfrontiert und ist entsprechend verbittert.
Trotzdem kauft Andreas' Familie die Ponystute (war eigentlich in dem Moment klar, als die Mutter sich das in den Kopf setzte...), pachtet eine Wiese und baut einen Unterstand (das immerhin ist Sache der Männer). Glücklicherweise hat so nun Andreas die Möglichkeit, seinem Schwarm Brigitte, der Schwester des Reitlehrers der örtlichen Reitschule, nahezukommen. Er lädt sie im Winter sogar aufs Tanzfest des Dorfes ein. Der endet stilecht damit, dass man sich mit den Halbstarken des Nachbardorfes konfrontiert sieht, die auf Krawall aus sind.
Den leben sie letztlich an Bentas Ponykoppel aus: Benta wird vom "Langen" des Nachbardorfes in den Neckar getrieben. Nur dem beherzten Eingreifen von Bernd, besagtem Bauernsohn, verdankt die Familie das Leben des Ponys: Bernd springt in den Fluss und rettet mit seinen Freunden und Andreas' Familie das Pony. Das unterkühlte Tier wird schleunigst in den nahegelegenen Stall der "Krone" gebracht, um versorgt zu werden.
Das nächtliche Bad bekommt niemandem: Sowohl Benta wie auch Andreas, seine Geschwister und Bernd werden erst einmal krank. Doch als Bernd wieder gesund ist, hat er seine Liebe zu Benta entdeckt, die er nun im Stall behalten möchte - und man freut sich mit der alten Bauersfrau, der die letzten Worte der Geschichte gehören: "Ob es doch noch wahr wird?" [...] "Dass der Bernd Bauer wird."

Eins + eins = Vier
 
Ein Teil der Handlung wird durch die im ersten Band erzählte Vorgeschichte vorangetrieben, in der das Pony der Mädchen von einem Halbstarken aus dem Nachbardorf zu einem Winterritt gestohlen und letztlich im eisigen Bach zurückgelassen wurde. In diesem Band kommt es nun zur Gerichtsverhandlung, in der "der Lange" zwar verurteilt wird, die Mädchen aber auch mehr über ihn und sein hartes Leben auf dem Hof seines alkoholkranken Vaters erfahren und ihr eigenes Konzept von Gerechtigkeit überdenken.
Letztlich tun sich Andreas' Schwester Karola und der örtliche Tierarzt zusammen, um die Norwegerstute Lis, die der Lange und sein Vater vernachlässigen, zu retten - und vielleicht, so wird angedeutet, rettet man den Langen damit gleich mit.
Überhaupt wird der gute Einfluss der Pferde deutlich: Nicht nur der Lange bessert sich, auch der Sohn des Kronenwirts, bei dem Benta und schließlich auch Lis, die ein neues Familienmitglied wird, untergebracht werden, bekommt durch die Pferde auf dem Hof endlich das Interesse am Hof, das sich seine Eltern schon so lang gewünscht haben.
Dass Pferde aber nicht jeden bekehren, wird spätestens dann deutlich, als die beiden Mädchen von Bekannten der Familie zum Ponyturnier begleitet werden - die Erwachsenen lassen die Kinder schlicht mitten auf der Strecke stehen, als Probleme auftreten, und reiten unbesorgt zum Turnier (der Gerechtigkeit wegen gewinnen sie natürlich keinen Preis).
 Es ist ein wenig schade, dass die Ponys wenig Persönlichkeit besitzen. Mitunter fragt man sich, ob die Autorin über Ponys mehr weiß als über die Funkleidenschaft des Erzählers oder ob sie einfach als Hintergrund und - im Fall der Ponys - Handlungsmotoren dienen sollen.

Zum Kuckuck mit den Ponys

Inzwischen haben Benta und Lis Fohlen bekommen, Lucky und Bingo. "Erweiterung" ist ein gutes Stichwort: In diesem Band geht es darum, wie immer mehr Pferde in die Krone ziehen (unter anderem Brigittes Odin) und alles professioneller und größer wird. Nun wissen wir ja schon, dass man sich in dieser Familie Pferde einfach anschafft, wenn sie irgendwo herumstehen (böse, ich weiß - aber wie die achtköpfige Familie das finanziell so alles stemmt, nun, die Information bleibt man uns schuldig), so dass es niemanden überrascht, als die "Kronenhöfler" irgendwann Ponyreiten für Kinder veranstalten, um Geld für ein weiteres Pony zu verdienen, das der Pferdehändler in der Krone untergestellt hat.
Doch die Zukunft des Kronenhofes ist ungewiss, seit der alte Kronenhofbauer gestorben ist und Bernd das Interesse am Hof verloren hat. Über den Hof entscheiden nun die Tochter des Kronenwirtes und ihr Mann - nur bis die Städterin davon überzeugt ist, aufs "Dorf" zu ziehen und die Krone zu führen, dauert es.
Dass sie sich schließlich dazu durchringt, wirkt leider etwas wenig motiviert und deutlich weniger spektakulär als erhofft - aber gut, die Krone wird behalten, die Ponys bleiben, und trotz aller Widrigkeiten ist alles gut. Wie immer.

Trotzdem wird hier flott und humorvoll vom Alltagsleben einer Familie erzählt, denen dank ihrer Ponys auch weniger alltägliche Dinge zustoßen. Und obwohl die Reihe älter ist als ich, macht es immer noch Spaß, die Geschichte zu verfolgen.


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