Rees, Lucy: Mein wildes Pony. Balve / Sauerland (Engelbert / peb) 1977.
Lucy Rees ist eine sehr bekannte Verhaltensforscherin und Pferdefrau, die nicht nur durch ihre Kurse, sondern auch durch ihre Sachbücher über Pferdeverhalten, allen voran "The Horse's Mind" (1984) beweist, dass ihr Wissen über Pferde über jeden Zweifel erhaben ist.
Dies ist eines ihrer wenigen fiktionalen Bücher. Die fünfzehnjährige Pippa wünscht sich ein Pony, arbeitet in einem Trekking-Center, um sich das Geld zu verdienen, und kauft schließlich das besagte wilde Pony, eine kleine edle Stute, die allerdings noch kaum Kontakt zu den Menschen hatte. Mit Hilfe der Reitlehrerin des Trekking-Centers und viel Liebe arbeitet sie mit der kleinen Stute. Dazwischen unterhält sie sich mit einer etwas schrägen Familie, die in den Ferien ein Häuschen in der Nähe bewohnt, und scheint weder zu wissen, welchen Jungen sie eigentlich mag (drei oder vier kommen in Frage...), noch, was sie von den Gesprächen über "das System" im Haushalt eigentlich halten mag. Immerhin spielt einer der Jungs ganz nett Bob-Dylan-Songs auf der Gitarre. Pippa ist sich nur nicht ganz sicher, ob er eigentlich ganz richtig im Kopf ist - eine Sorge, die der verwirrte Leser teilt.
Immerhin bekommt Pippa bei einer Ponyrallye einen Ehrenpreis, weil ihre Stute zwar bockend und langsam über den Parcours geht, aber doch jedes Hindernis meistert.
Beim nächtlichen Heimritt treffen Pippa und ihre Freunde auf die Schafdiebe, die die Umgebung unsicher machen, diese fahren ihr Pony um, das daraufhin alle für tot halten, Pippa stürzt sich auf die Männer und wacht erst im Krankenhaus auf.
Natürlich überlebt das Pony trotzdem und wird feierlich Pippa vorgeführt.
Ich weiß nicht genau, ob ich dieses Buch fair bewerten kann, denn die Übersetzung ins Deutsche ist lausig. Wenn im Text "Ich sehe" als vollständiger Satz auftaucht, weiß man schon, dass hier nicht die größte Koryphäe angeheuert wurde. Insgesamt finde ich die Handlung aber auch springend und verwirrend. Man weiß nie, welchen der jungen Männer Pippa nun bevorzugt, ab und zu wird verwirrend "gesprungen", und insgesamt wären ein paar erklärende Gedanken hilfreich, um die Handlungen der Personen nachzuvollziehen.
Schön ist, dass die Ponygeschichte nicht dem konventionellen Pfad folgt, bei dem das Pony natürlich in Windeseile besser und vertrauensvoller wäre als die anderen Ponys bei der Rallye. Gezeigt wird, welcher Weg eingeschlagen wird und dass Geduld und Ruhe die besten Ratgeber in der Pferdeausbildung sind.
Alles Drumherum wirkt sehr seiner Zeit verhaftet und richtungs- und planlos. Somit ist es sicher gut, dass Lucy Rees heute Sachbücher schreibt und ihr großes Wissen ohne solche narrativen Umwege weitergibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen