Freitag, 18. Juli 2014

Ponyhof

Berrisford, Judith M.: Ponyhof. Balve / Sauerland (engelbert / peb) 1976.
(engl. Originaltitel: Five Foals and Philippa)
Diese Geschichte bedient sich des bekannten Handlungsmusters der plötzlich erkrankten Hofbesitzerin, für die die Hauptpersonen einspringen müssen und so den Mädchentraum, einen eigenen Ponyhof zu führen, erfüllt bekommen.

Hier sind es der fünfzehnjährige Mike, der Sohn der Besitzerin, die Hauptperson, ihre Nichte Flip, und deren Freundin Joy, die nach einem Autounfall den Ponyhof weiterführen müssen, solange Flips Tante Pat nicht gesund ist - und dies kann nach Aussage des Arztes dauern, denn zusätzlich zu den körperlichen Folgen des Unfalls hat sich die Tante in letzter Zeit übernommen und ist psychisch labil.
Dazu beigetragen hat in nicht geringem Maße ihre Nachbarin Miß Gregson, die in der Nähe ebenfalls eine Ponyzucht aufgebaut hat und nun Tante Pat aus dem Geschäft drängen möchte. Wohl und Wehe des Hofes liegen nun in den Händen der drei Teenager, die versuchen müssen, bei einem großen Turnier gut abzuschneiden und so einen amerikanischen Kunden zu überzeugen, einige teure Ponys bei ihnen zu kaufen.
Leider hat Joy kaum Pferdeerfahrung und ist noch dazu ängstlich, so dass bald nur noch Flip und Mike übrig bleiben. Mike befürchtet, dass Miß Gregson  nun versuchen wird, die amerikanischen Kunden auf ihre Seite zu ziehen, und schreibt ihnen einen Luftpostbrief. Diesen nehmen die Amerikaner ihm übel, da sie der Meinung sind, es gehöre sich nicht, einen Konkurrenten schlechtzureden. Was wissen wir eigentlich über Miß Gregson? Nun, laut Flip "entlockte [Miß Gregson der Tante] die Betriebsgeheimnisse, ahmte ihre Methoden nach, überbot sie beim Kauf von Zuchtstuten und stahl ihr einige der besten Käufer" (S. 13). Man sieht also, dass Miß Gregson nicht unbedingt Platz Eins der Liste der bösartigsten Antagonisten der Kinderbuchliteratur belegt - eigentlich ist das meiste normales Geschäftsgebaren, und wer sich "Betriebsgeheimnisse" (in der Ponyzucht? Mir fallen da nicht viele Möglichkeiten ein) entlocken lässt, sollte sich hinterher nicht beschweren.
Trotz allem ist aber irgendwie immer Miß Gregson Schuld. Mir erschien das fast schon ein wenig lustig, zumal Miß Gregson auch diejenige ist, die extra auf den Hof kommt, um Bescheid zu sagen, dass eines der Fohlen entlaufen ist. Die jungen Leute entdecken es in prekärer Lage, und es steht zu befürchten, dass die böse Miß Gregson mit ihrer rechtzeitigen Informationen einem der wichtigsten Fohlen für das Gestüt das Leben gerettet hat, denn es handelt sich um das lange mit Sehnsucht erhoffte Palominohengstchen. Auch dass sie Joys Eltern informiert, nachdem sie auf dem Hof mitansehen musste, wie Joy in ihrer Unbeholfenheit nahezu vom Hengst Moonlight angegriffen wird, kann ich eigentlich sogar verstehen. Übrigens kam sie diesmal auf den Hof, um Bescheid zu sagen, dass der Zaun geflickt werden müsse, damit die Ponys nicht ausbrechen können... man sieht also, sie ist eine ganz Schlimme.

Zudem beweist sie am Tag des Turniers, dass ihre Ponys offenbar ganz hervorragend und gut gepflegt sind, denn trotz aller Mühen der Teenager gewinnt Miß Gregson den amerikanischen Kunden ganz handfest durch Erfolge, die den jungen Leuten auf Grund einer Menge Pech versagt bleiben.

Am Ende wird die Ponyzucht der Tante schlicht dadurch gerettet, dass der amerikanische Kunde mitbekommt, dass sich Miß Gregson hinter seinem Rücken über das langweilige Gelaber seiner Frau aufregt.
Ein wenig enttäuschend, würde ich sagen.
Die sehr gestelzte Sprache der deutschen Übersetzung tut ein übriges, um hier immer wieder den Eindruck unangemessenen Dramas aufkommen zu lassen. Das Buch lässt sich ganz nett weglesen, aber besonderen Charme konnte ich nicht finden.

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